#bcnordkirche

Am vergangenen Sonnabend habe ich am ersten „Barcamp Nordkirche“ (#bcnordkirche) teilgenommen. Was ein Barcamp ist? Nun, in ganz einfachen Worten: Ein Gettogether von Digital Performern 🙂 .

Zutreffender und verständlicher sagt es Wikipedia: „Ein Barcamp ist eine offene Tagung mit offenen Workshops, deren Inhalte und Ablauf von den Teilnehmern zu Beginn der Tagung selbst entwickelt und im weiteren Verlauf gestaltet werden.“ Ein solches Treffen dient vor allem dem Kennenlernen und dem Austausch. Beim #bcnordkirche ging es um Internt, Social Media und Nordkirche (einen Überblick über den Tag findet ihr hier).

Es kamen sehr unterschiedliche Menschen zusammen. Natürlich hatten sie alle einen positiven Bezug zu digitalen Medien – das ist in der Kirche nicht selbstverständlich. Doch die einen kamen direkt aus dem kirchlichen Binnenraum – waren Kirchenvorsteherinnen, Pastoren oder engagierte Ehrenamtliche. Die anderen waren Jugendliche, die mit der verfassten Kirche so gar nichts anfangen konnten und ihre religiöse Heimat im digitalen Raum gefunden hatten. Und dann gab es natürlich auch diejenigen, die sich irgendwo dazwischen ansiedeln würden.

Und so waren auch die Themen etwas für Einsteiger (z.B. Einführung in Facebook) und Fortgeschrittene (z.B. einen eigenen Youtube-Kanal aufbauen). Die Themen der Sessions wurden am Anfang spontan gesammelt - Copyright: Nordkirche

Es zeigte sich allerdings auch, dass ein solches Barcamp nur ein aller-allererster Schritt sein kann. Noch sind die Unterschiede groß, selbst innerhalb derer, die der Digitalisierung in der Kirche offen bis positiv gegenüber stehen. Das fängt schon bei der Sprache an. So schreibt Ines Hansla, Beauftragte unseres Kirchenkreises für digitale Medien, in ihrem Blog : „Statt Hashtag-Vorstellungsrunde gab es also eine gewohnt fundierte Keynote samt To-Do Liste für die #DigitaleKirche von Ingo Dachwitz, der so charmant antwortete:

Antwort von @roofjoke

Und ich habe sowohl ein Verständigungs- wie auch ein Verständnisproblem. Hashtag-Vorstellungsrunde? Keynote? Skippen? Ich ahne, was sie meint. Schließlich bin ich dabei gewesen.

Und so lässt mich mein erstes Barcamp mit unterschiedlichen Gefühlen und Eindrücken zurück. Auf der einen Seite finde ich es sehr faszinierend, welche Möglichkeiten die digitale Welt der Kirche eröffnet. Ines Zimzinski beschreibt in ihrem Blogbeitrag mit Blick auf die Situation von kleinen Unternehmen, dass man um die Nutzung der sozialen Medien eigentlich nicht mehr herumkommt, wenn man Menschen erreichen will. Der Pastor Andreas-M. Petersen hat ein paar Ideen mit in seine Gemeinde genommen, ebenso wie der Vikar Martin Olejnicki. Sabine Ulrich schreibt von ihrer Arbeit, in Stade „neue Ausdrucksformen von Kirche“ zu finden (fresh expressions, oder kurz: fresh x).

Es sieht so aus, als wenn wir in der traditionellen Form von Kirche mit immer mehr Arbeit immer weniger Menschen erreichen. Selbst in unserem „Kerngeschäft“ – Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen – übernehmen andere Organisationen immer größere Anteile. Junge Leute können sowieso immer weniger mit der verfassten Kirche anfangen. Gibt es darauf gute Antworten? Neue Wege, die Kirche gehen kann und vielleicht auch gehen sollte? Im Netz kann man Menschen kennen lernen, die mit solchen Emerging Churches unterwegs sind, Tobias Faix zum Beispiel oder Chris Dan.

Und wenn ihr nun das Gefühl habt, das seien zu viele Links, dann trügt euer Eindruck nicht. Es gibt schon unglaublich viel, aber es ist alles ziemlich unsortiert. Der Pfarrer Johannes Brakensiek twitterte schon im letzten Jahr: „Habe auch das Gefühl, dass als Idee noch zu breit und unkonkret ist, um produktiv zu sein.“ Und ich habe den Eindruck, dass sich seitdem noch nicht viel verändert hat.

Als ich Ines Hansla einmal fragte, was ich denn nun machen sollte, meinte sie: „Einfach machen.“ Trotzdem glaube ich, dass uns ein wenig mehr Struktur ganz gut tut, damit Social Media auch den Weg zu denen findet, die sich noch nicht so sehr damit beschäftigen. Außerdem kommen weitere inhaltliche Fragen auf uns zu: Wie wird sich Kirche durch Social Media verändern – und wollen wir das überhaupt? Welche Inhalte können und wollen wir auf welchen Plattformen vermitteln? Auch diesen Aufgaben möchte ich mich in der nächsten Zeit verstärkt widmen.

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Beitragsbild: (c) Erik Thiesen
Tabelle im Text: aus dem Beitrag von Andreas-M. Petersen

3 Gedanken zu “#bcnordkirche

  1. Jutta Seeland schreibt:

    Lieber Herr Thiesen,
    Ich habe auch keine Vorstellung davon, welche INHALTE man digital als Kirche vermitteln kann oder sollte, aber eines scheint mir gewiss: Jüngere Menschen, die nicht von Haus aus kirchlich vorgeprägt sind, erreicht man überhaupt nur über die sozialen Medien und wenn nicht jetzt, wann dann?!
    Früher ging das übet launige Nachmittage mit Wanderung, Klampfe, gemeinsamem Singen und Stockbrot. Heute braucht es andere Aufhänger.
    Das Vergnügen am Diskurs, gerne auch kontrovers, ist auch heute noch den meisten jungen Menschen eigen.
    Sie sind da doch Ihrer Zeit immer weit voraus gewesen. Das gilt es jetzt zu nutzen.
    Wozu brauchen wir heute noch Kirche?
    Welchen Gottesbegriff möchte man als Kirche vermitteln? Was bringt mir der Glaube an Gott in dieser schwierigen Zeit, in der viele Kriege die Medien beherrschen und der Rest auf schnellen Genuss aus ist?
    Das medial zu vermitteln ist die heutige Herausforderung an ‚Kirche‘.
    Wenn das einer kann, sind Sie es!
    Ganz herzliche Grüße
    Jutta Seeland.

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    • gebrocheneslicht schreibt:

      Liebe Frau Seeland, das sind schon fast zu viele Lorbeeren. Aber es ist eine schöne Herausforderung: Zwischen gestern und morgen eine Brücke zu bauen, wie auch immer. Und für diese Brücke brauchen wir Fundamente für die Pfeiler: Was trägt auf der Seite des Gestern, auf der Seite des Morgen? Da werden wir noch viel ausprobieren, und es wird manchmal frustrierend, manchmal erfüllend, aber immer spannend sein. Schätze ich.
      Und übrigens: Im alten Rom hieß der oberste Priester Pontifex maximus – Brückenbauer.
      Herzlichst
      Erik Thiesen

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